Unsere Körper sind die Orte unseres Fühlens, Denkens und Handelns. Sie beeinflussen auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungsweisen und unser gesellschaftliches Miteinander: Wie begegnen wir uns und wie könnten wir uns begegnen? Für wen oder was übernehmen wir Verantwortung, wen oder was wollen wir lieben? Welche Rollen spielen dabei unsere (sozialen) Herkünfte, sexuellen Orientierungen sowie geschlechtliche Identitäten und ihre Ausdrücke in Gegenwart und Zukunft?
Die Veranstaltungsreihe „Körper oder Utopie“ lädt in 2025 dazu ein, aus verschiedenen Perspektiven über diese Fragen nachzudenken, sie zu diskutieren und gemeinsame Utopien des Miteinanders zu entwerfen. Dabei setzen wir uns kritisch mit gesellschaftlichen Realitäten des Ausschlusses auseinander. Gemeinsam finden wir heraus, wie unsere Utopien aussehen können und wie diese auf die Verortung unserer Körper in zwischenmenschlichen Beziehungen wirken.
"Körper oder Utopie" ist ein Kooperationsformat von der Buchhandlung zur Heide, Fokus e.V., der Kunsthalle Osnabrück und dem Museumsquartier Osnabrück.
Kluft und Liebe: Warum soziale Ungleichheit uns in Liebesbeziehungen trennt und wie wir zueinanderfinden
29.6.25 | 15 Uhr | Kunsthalle Osnabrück
Lesung, Journaling-Session & Gespräch mit Joesphine Apraku, moderiert von Fikri Anıl Altıntaş
Unsere Liebesbeziehungen sind Spiegelbilder gesellschaftlicher Strukturen. In "Kluft und Liebe" beleuchtet Josephine Apraku, wie Diskriminierung - sei es durch Rassismus, Sexismus oder andere Formen - unsere intimsten Beziehungen beeinflusst und welche Möglichkeiten es gibt, damit umzugehen, um gemeinsam zu wachsen.
Die Veranstaltung, die von Fikri Anıl Altıntaş moderiert wird, geht über eine klassische Lesung hinaus. Neben ausgewählten Passagen aus dem Buch und Einblicken in seine Entstehung lädt Apraku zu einer interaktiven Journaling-Session ein: Gemeinsam reflektieren wir, wie gesellschaftliche Machtstrukturen unser eigenes Verhalten in Beziehungen beeinflussen und wie wir Beziehungen bewusster und gleichberechtigter gestalten können.
Josephine Apraku ist Afrikawissenschaftler:in und arbeitet als Autor:in, Referent:in für intersektionale rassismuskritische Bildungsarbeit und Moderator:in. In der Arbeit begleitet die Person Organisationen und Einzelpersonen in rassismuskritischen Workshops und Veränderungsprozessen. Als Kolumnist:in hat Josephine für Magazine wie EDITION F, das Missy Magazine und den Tagesspiegel geschrieben. In "Kluft und Liebe" zeigt Apraku auf, welchen Einfluss Unterdrückung auf unsere Liebesbeziehungen hat und wie wir lernen können, damit umzugehen.
Fikri Anıl Altıntaş lebt und arbeitet in Berlin. Er veröffentlicht u.a. Texte in der ZEIT und der taz, und beschäftigt sich mit Männlichkeiten und Antifeminismus. 2023 erschien sein Debüt "Im Morgen ein Birnbaum" im btb Verlag, 2024 sein Lyrikband "Geografie der Unruhe" im Sukultur Verlag. Es folgten Beiträge für Deutschlandfunk Kultur und das ZDF, Performances am Schauspiel Hannover und Texte für Theaterbühnen, u.a. für das Berliner Ensemble. Er ist ehrenamtlich als #HeForShe Deutschland Botschafter von UN Women Deutschland aktiv.
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Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen
27.7.25 | 16 Uhr | Garten des MQ4
Lesung & Gespräch mit Ole Liebl
Freundschaft und Sex passen nicht zusammen. So behaupten es zahllose Beziehungsratgeber, romantische Filme und oft auch das eigene Umfeld. Dennoch suchen immer mehr Menschen nach friends with benefits. Traditionelle Familienbilder und das Ideal der einen großen Liebe scheinen mit Erwartungen und Ansprüchen völlig überfrachtet. Ist die Freundschaft plus also nur ein Fluchtversuch aus zwanghafter Romantik? Oder dient sie nicht vielmehr als Vorbild für neue Wege intimer Beziehungen?
Radikal, kritisch und visionär formuliert Ole Liebl in seinem Buch eine Utopie der Freundschaft und liefert uns eine überfällige Perspektive, wie wir Freundschaft anders denken und zu einem gerechteren Miteinander finden können: selbstermächtigend, tabubefreit und zutiefst vertraut.
Ole Liebl studierte Philosophie und Informatik an der TU und FU Berlin. Auf seinen Kanälen auf TikTok und Instagram klärt er aus wissenschaftlicher Perspektive über verschiedene Themen rund um toxische Männlichkeiten, Sexualität, Geschlecht und Beziehungen auf. Ole Liebl lebt und liebt in Berlin.
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Chaos – Von Gefühlen und anderen Menschlichkeiten
28.9.25 | 16 Uhr | Garten des MQ4
Lesung & Gespräch mit Yassamin-Sophia (Mino) Boussaoud
Chaos – oder: It’s a system! Hass und Liebe, Enttäuschung und Freude, Scham und Vertrauen
Alles Chaotische scheinen wir am liebsten zu verstecken. Wir leben in einer Gesellschaft, die Chaos verachtet, in einem System, das Zucht und Ordnung propagiert. Aber: Woher kommt das eigentlich? Weshalb liegt uns das Chaos so fern, wo es uns doch gleichzeitig so nah ist? Wie in einer Welt zurechtkommen, die Andersartigkeit negativ bewertet, uns mit ihren Zuschreibungen fesselt und in eine Richtung drängt, für die wir uns selbst nicht entscheiden würden?
Über die Kontrolle von Emotionen und die Emanzipation unserer Gefühle. Für radikale Sanftheit uns selbst gegenüber.
Boussaoud nimmt uns mit auf eine Reise zu verschiedenen Gefühlen, bereitet Forschung und Fakten auf, erzählt von aktuellen politischen Geschehnissen und stellt Fragen, die uns alle betreffen: Woher kommen Gefühle überhaupt? Wie entsteht Scham und wie wird Beschämung gesellschaftlich eingesetzt? Warum ist Sehnsucht so wichtig? Wer darf Wut offen zeigen, wem wird sie aberkannt? Welche Bedeutung nimmt Liebe in verschiedenen Kulturen ein? Wie sehr hängt sie mit Körperbildern und Schönheitsidealen zusammen?
Yassamin-Sophia (Mino) Boussaoud wurde 1990 in Prien am Chiemsee geboren. Als Kind eines Tunesiers und Arbeiter*innenkind gestaltete sich deren Leben, im zutiefst konservativen und sehr wohlhabenden Chiemgau, als emotionale Herausforderung. Rassismus, Klassismus und Fettfeindlichkeit waren stets präsent. Unter dem Namen @minoandtheirchaos schreibt Mino heute über ebendiese Erfahrungen. They hat mehrere Gedichtbände herausgebracht. In deren Lyrik versucht Mino, sich sprachlich zwischen radikaler Sanftheit und sanfter Radikalität einzuordnen. Im Herbst 2024 erschien Boussaouds erster Essayroman “Chaos” im Haymon Verlag. Yassamin-Sophia (Mino) Boussaoud identifiziert sich als queere, fette, nicht binäre Person. Privat ist Mino Elternteil von drei Kindern, verheiratet und lebt mit deren Familie in München.
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Care Bears
19.10.25 | 17 Uhr | Kunsthalle Osnabrück
Filmvorführung & Performance vom Ok.Wow.Collective
Eigentlich leben die Care Bears seit den 1980er Jahren in einem Wolkenland namens Kingdom of Caring und wachen von dort aus über die Menschen. Sie hatten stets viel zu tun. Ständig schlug das Caringmeter aus und das Spiel zwischen Gut und Böse startete erneut. Denn das höchste Ziel der Bösewichte ist es, die Menschen zu verderben, während die Care Bears stets versuchen, das Gute in den Menschen zu erwecken. Doch jetzt ist das Caringmeter zusammengebrochen und die einst so glücklichen Bärchen sind in die Jahre gekommen, erschöpft und wütend. Gemeinsam schauen die letzten drei Bärchis voller Hilflosigkeit herunter auf die Erde. Im Zuge der globalen Pandemie, wachsenden Ungleichheiten, der Klimakrise und eines Krieges in Europa droht die letzte Motivation, die Menschheit noch zu retten und somit auch die Hoffnung auf ein bisschen frisches Glücksgefühl der Bärchen. Ein letztes Mal begeben sie sich auf die Erde, um von dort aus mit Hilfe von Musik die Menschheit aufzurütteln, damit wieder mehr Fürsorge in die Welt gelangt. Auf ihrer Mission machen sie aufschlussreiche Begegnungen, staunen über den Zustand der Welt und stoßen an ihre eigenen Grenzen. Who Cares?
In dem fiktionalen Dokumentarfilm thematisiert das Bochumer Künstlerinnenkollektiv die Sorgearbeit. Der Film begleitet die Care Bears (deutsch: Glücksbärchis) bei ihrer musikalischen Mission in Bochum, die erstaunlicherweise und kaum zu glauben in einer Live-Intervention in Osnabrück endet!
Ok. Wow. versteht sich als Kollektiv für Soziokunst und legt einen Fokus auf gesellschaftspolitische Fragestellungen. Es möchte ungewöhliche Ort bespielen und neue Räume des Miteinanders eröffnen. Nachhaltigkeit und die Steigerung des Gemeinwohls sind wesentliche Aufgaben, die sich das Kollektiv gesetzt hat.
Wegen Umbau geöffnet
Eine private Führung ist die angenehmste Art, die Werke, die Ausstellungen und die Architektur im Museumsquartier kennen zu lernen.
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