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Sammlung Gustav Stüve

Anbetung der heiligen drei Könige Flämisch nach Art des Joos van Cleve | Öl/Holz um 1530 Sammlung Gustav Stüve: 3628/16

Carl Wilhelm Gustav Stüve (1833-1911) stammt aus einer traditionsreichen Osnabrücker Bürgerfamilie. Anders als mehrere seiner Vorfahren wurde er nicht Bürgermeister der Stadt, sondern wählte eine Laufbahn innnerhalb der hannoverschen bzw. preußischen Ministerialbürokratie. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über Hannover nach Berlin, wo er unter anderem das Kaiserliche Patentamt leitete. Mit der Ernennung zum Osnabrücker Regierungspräsidenten am 19. Dezember 1887 kehrte Stüve in seine Geburtsstadt zurück, wo er bis 1900 wirkte. Gustav Stüves Leben war von Beginn an geprägt durch Kunst. Aufgewachsen mit den zahlreichen Gemälden der Sammlung der Familie in der Krahnstraße 25, entwickelte er das einmal geweckte Kunstinteresse weiter, unternahm Bildungsreisen, begegnete Fachleuten und erwarb sich so ein umfassendes Fachwissen. Seinen Erbteil an der Familiensammlung (38 Bilder) erweiterte Stüve auf zuletzt 70 Gemälde. Als zentral erwiesen sich dabei seine Berliner Jahre (1868-1887). Dort pflegte er intensiven Kontakt zu Wilhelm von Bode (1845-1929) als einem der maßgebenden Kunsthistoriker und wurde Teil der diesen umgebenden Sammlerszene. Bode selbst vermittelte Stüve mehrere Gemälde, kaufte in dessen Auftrag und überließ ihm Stücke aus seiner eigenen Sammlung. Die als Privatsammler erworbenen Kenntnisse nutzte Stüve bei der Weiterentwicklung des Osnabrücker Museums, dem er seit 1888 als Vorsitzender des Museumsvereins wichtige Impulse verlieh. Ansporn dafür waren nicht zuletzt Äußerungen wie die des Direktors der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark (1852-1914), der nach seinem Besuch des 1890 errichteten Osnabrücker Museumsgebäudes meinte, man habe viel Geld dafür ausgegeben, „um einigen schlechten Bildern, einigen zweifelhaften alten Tellern und Truhen Unterkunft zu geben“. Den Anspielungen auf eine fehlende attraktive Kunstsammlung begegnete Stüve schon von Berlin aus, indem er mithalf, Leihgaben aus den preußischen Gemäldesammlungen nach Osnabrück zu holen. Für die entscheidende Weichenstellung sorgte er schließlich mit der Stiftung seiner Privatkollektion.

Die „Sammlung Gustav Stüve“ ist Teil einer größeren Gemäldekollektion, zu der Johann Christoph Wöbeking (1680-1770), Leibarzt des Osnabrücker Fürsten und Bischofs, den Grundstein legte. Seine Kinder – die mit Kanzleirat Eberhard Berghoff (1720-1780) verheiratete Anna Sophie (1727-1795) und Stadtrichter Ernst Georg (1729-1797) – führten in der Krahnstraße 25 einen gemeinsamen Hausstand, was vermutlich eine frühe Teilung des elterlichen Erbes verhinderte. Die von beiden Seiten auf nahezu 240 Gemälde erweitere Sammlung erbten die beiden Berghoff-Töchter. Die Sammlung wurde geteilt und teilweise verkauft. Durch die Heirat von Margarete Agnes Berghoff (1756-1826) mit Bürgermeister Heinrich David Stüve (1757-1813) gelangte der größere Erbteil in die Familie Stüve. Zwei von drei Söhnen – Bürgermeister Johann Carl Bertram (1798-1872) und Gymnasialdirektor August (1794-1871) – pflegten die von den Eltern übernommene Sammlung weiter. Von Augusts Witwe Leopoldine Friederike Meyer (1800–1878), einer Enkelin der Berghoffs, erbten wiederum die drei Söhne Carl (1826-1905), Rudolf (1828-1896) und Gustav (1833-1911). Die 136 Gemälde wurden 1879 nach der Aufgabe des Stammsitzes in der Krahnstraße 25 aufgeteilt bzw. verkauft.
Trotz dieser wechselvollen 250-jährigen Geschichte hat die „Sammlung Gustav Stüve“ als Teil der historischen Sammlung „Wöbeking | Berghoff | Meyer | Stüve“ einen Grad an Geschlossenheit bewahren können, der heute nahezu einmalig ist. Sie repräsentiert insbesondere niederländische und flämische Künstler des 16. und 17. Jahrhunderts. Seit 1912 wurde die „Sammlung Gustav Stüve“ auf unterschiedliche Art und Weise präsentiert. Bis 1931 hing sie weitgehend geschlossen aber gedrängt in einem Raum im Obergeschoss des Museums. Die größeren Stücke wurden in anderen Räumen ausgestellt. 1931 zog die Gemäldesammlung des Museums in einige größere Räume des Osnabrücker Schlosses, in denen die Stüve-Bilder erstmals vollständig und systematisch ausgestellt werden konnten. Nach 1933 verlor die Sammlung aufgrund ihres hohen Anteils niederländischer und flämischer Meister an Bedeutung. Zwar konnten die ideologisch als „stammverwandt“ eingestuften Künstler mit den Forderungen der nationalsozialistischen Kulturpolitik noch indirekt in Einklang gebracht werden. Die „heimische Kunst“ hatte jedoch Vorrang, weshalb die Bilder 1937 in den Oberlichtsaal des „Altbaus“ zurückkehrten. Nach der kriegsbedingten Auslagerung und reduziert durch Kriegs- und Nachkriegsverluste, wurde die Sammlung seit 1948 wieder im Obergeschoss des Museums gezeigt, als integraler Bestandteil der Gemäldegalerie.

Mit der aktuellen Präsentation wird die wertvolle „Sammlung Gustav Stüve“ vor dem Hintergrund ihrer Entstehungsgeschichte gezeigt. Sie ist Resultat einer 250-jährigen Geschichte bürgerlichen Kunstsammelns. An ihrem Beispiel wird deutlich, wie sich das Bürgertum am Kulturverständnis des Adels orientierte, um daraus eigene Kulturformen zu entwickeln. Der Gemäldebestand bietet die in der Museumslandschaft seltene Möglichkeit, die historische Hängung bürgerlicher Privatsammlungen zu rekonstruieren. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung der Präsentationsform von der Kabinett-Hängung des 18. Jahrhunderts hin zu der vom Bode-Umfeld inspirierten „modernen“ Hängung, wie sie Gustav Stüve um 1900 praktizierte. Im Mittelpunkt der Präsentation steht schließlich die Person des bürgerlichen Sammlers. Gustav Stüve repräsentiert ein kunst- und kulturbeflissenes Bürgertum, das durch sein Engagement die Etablierung des bürgerlichen Museums im 19. Jahrhundert beförderte. Stüve ist dabei Bindeglied zwischen privatem Sammeln und musealer Institutionalisierung. Für letztere steht er als engagierter Vorsitzender des Museumsvereins sowie als Stifter.

Der Flyer zur Ausstellung als Download

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