Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering muss es eine besondere Freude gewesen sein, als Osnabrücker in dem von ihm initiierten Haus der europäischen Geschichte die in Osnabrück entstandene Ausstellung „Ungehörte Spuren – Unheard Traces“ eröffnen zu dürfen. Das Museum in Brüssel zeigte sich von dem Konzept sofort überzeugt und übernahm die Ausstellung spontan. Im Haus der europäischen Geschichte ist sie noch bis 14. Oktober zu sehen.
Die Ausstellung ist das Ergebnis einer 10-tägigen Teamarbeit von 17 jungen Europäerinnen und Europäern im „Labor Europa Osnabrück“. Angeleitet wurden Sie dabei von Dr. Thorsten Heese vom Museumsquartier Osnabrück sowie Dr. Michael Gander und Tanja Vaitulevich von den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht. Das Gemeinschaftsprojekt ging der Frage nach, in wie weit die Geschichte von Krieg und Frieden in Europa das europäische Miteinander in Gegenwart und Zukunft prägt.
Ausgangspunkt der Ausstellung waren historische Objekte, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops aus ihren Ländern mit nach Osnabrück gebracht hatten, um damit gemeinsam europäische Geschichte(n) zu erzählen. Und diese Geschichten haben sehr persönliche Hintergründe. Da ist Liza aus Georgien, deren silberner Löffel ihrer Familie im militärischen Konflikt um Abchasien 1992/93 das Leben rettete. Yurii aus der Ukraine veranschaulicht mit zwei Stücken Kohle die Gegenwart seines vom Bürgerkrieg zerrissenen Landes – ein Stück stammt aus dem Westen der Ukraine, das andere aus dem Osten.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine geteilte Vitrine. Die eine Seite füllt eine Soldatenuniform. Sie gehörte dem Ururgroßvater der Kölnerin Sophia-Diana, der einst im Ersten Weltkrieg für das deutsche Kaiserreich kämpfte. Auf der anderen Seite liegt dagegen nur ein Kleiderbügel – Symbol der Abwesenheit (absence) und Platzhalter für die vielen Soldaten aller Kriege, die nicht nach Hause zurückgekehrt sind.
Ein weiteres narratives Element in der Ausstellung sind Zeichnungen des italienischen Künstlers Guglielmo Manenti, der ebenfalls zum Workshop eingeladen wurde. Manenti gelingt es, die mitgebrachten Geschichten in eindrückliche Graphic Novels zu übertragen. So entsteht beim Ausstellungsrundgang ein Wechselspiel zwischen den Originalobjekten und Manentis bildhaften Interpretationen.
Birgit J. Honé, Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung sandte zur Ausstellungseröffnung in Brüssel eine Grußbotschaft: „Ich freue mich, dass dieses tolle Ausstellungskonzept aus Osnabrück jetzt auch in Brüssel präsentiert werden kann. Gerade in der heutigen Zeit, in der Nationalstaatlichkeit und Europaskepsis an vielen Stellen aufkeimen, uns die Bilder aus Syrien erreichen und wir auch an vielen anderen Orten der Welt militärische Auseinandersetzungen erleben müssen, ist diese Ausstellung besonders wichtig. Die Initiative junger Menschen aus ganz Europa – die in Niedersachsen zusammengekommen sind – hält uns deren ganz persönliche Geschichte von Krieg und Frieden mahnend vor Augen. Damit ist die Ausstellung „UNHEARD TRACES“ ein hervorragender Antrieb dafür, dass wir alle mit vereinten Kräften am Gelingen des Friedensprojekts Europa weiter arbeiten.“
Entsprechend äußerte sich auch Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering in seiner Eröffnungsrede. Als ehemaliger Präsident des Europäischen Parlamentes zeigte er sich von dem Ergebnis der Ausstellung wie von den einzelnen Geschichten sichtlich beeindruckt und brachte spontan persönliche Erfahrungen seiner Familie im Zweiten Weltkrieg ins Gespräch ein. Pöttering ist Initiator des Hauses der europäischen Geschichte in Brüssel und freute sich, dass zwischen den beiden Museen in Brüssel und Osnabrück über das europäische Projekt eine enge Kooperation entstanden ist.
https://historia-europa.ep.eu/de/agenda/unentdeckte-spuren
Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering eröffnet die Osnabrücker Ausstellung „Unheard Traces“ im von ihm initiierten Haus der europäischen Geschichte in Brüssel.
Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering gemeinsam mit den beiden Workshop-Teilnehmerinnen Liza Ardashelia aus Georgien (links) und Yevheniia Hasai aus der Ukraine (rechts) während der Eröffnung der Osnabrücker Ausstellung „Unheard Traces“ im Haus der europäischen Geschichte in Brüssel. © European Union 2018. Quelle: EP
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