© FOTO: HERMANN PENTERMANN
Vom 5.2.2012 bis 15.4.2012 zeigt das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück mit "Transit" von Gabriele Undine Meyer, Multimedia-Installationen im Dialog mit dem Werk Felix Nussbaums
Die Bielefelder Künstlerin Gabriele Undine Meyer zeigt im Großen Saal des Felix-Nussbaum-Hauses eine eigens für diesen Ort geschaffene Multimedia-Installation zeigen. Mit dieser Präsentation wird eine Ausstellungsreihe initiiert, in der sich zeitgenössische Künstler mit dem Werk Felix Nussbaums (1904 Osnabrück – 1944 Auschwitz) auseinandersetzen und einen Teilbereich der Dauerausstellung unter Einbeziehung eigener Arbeiten jeweils neu gestalten und kuratieren.
Die Künstlerin hat eine Reihe von Werken Nussbaums ausgewählt, die seine Erfahrungen mit Nationalismus, Flucht und Lebensbedrohung thematisieren. In Relation dazu setzt die Künstlerin eine eigene Videoinstallation und stellt so eine Verbindung zwischen den historischen Ereignissen des Holocaust und den aktuellen weltweiten Prozessen von Nationalismus, Grenzabschottung, Kriegs- und Flüchtlingsleid her.
Im Vertikalen Museum ist mit der "projektion | ost" eine weitere Multimedia-Installation zu sehen, in der die Künstlerin dem Thema Flucht und Vertreibung in der eigenen Familiengeschichte nachspürt: Einander überlagernde Fotos einer verlorenen Familienidylle, Einflüsterungen von Schreckensgeschichten der Flucht, eingestickte Erzählungsschleifen werden in eine empfängliche Schale aus leeren Fotorahmen projiziert. Familiengeschichte - so kann man die Installation deuten - wird in und auf ein nachgeborenes Kind projiziert.
Die Ausstellung thematisiert, wie damals und heute Menschen bedroht und ermordet werden, wie ihnen alle Würde und Rechte geraubt und sie zu "Freiwild" für Willkür, Ausbeutung und Mord werden. Die Künstlerin öffnet für die Besucher Bedeutungsfelder, die zur Stellungnahme her-ausfordern, selbst zu sehen, zu fühlen und zu denken. Während der Laufzeit der Installation "Transit" erhalten die Besucher an der Kasse ein Faksimile internationaler Pässe, die jeweils zufällig mit "Entry" oder "No Entry" abgestempelt werden. Die Abhängigkeit von anonymer Gewähr oder Ablehnung von Zugang und Zugehörigkeit sowie die Erfahrung einer möglichen Ausgrenzung werden für einen kurzen Moment erkennbar.
Mit dem Titel "Transit" wird auf eine Übergangs- und Zwischenzone verwiesen, auf einen Zustand der Unruhe, der Veränderung, der Passage. Damit wird nicht nur das Leid der Flüchtlinge in diesen Zonen der Ausgesetztheit und Gefährdung bezeichnet, sondern mit ihnen stehen auch die Bürger in der "Festung Europa" vor der Frage, ob sie in dieser Situation des Übergangs Menschenrechte und Demokratie für alle durchsetzen oder Unmenschlichkeit und Unrecht zulassen wollen.
Gabriele Undine Meyer (*1955) hat sich seit vielen Jahren in ihrem künstlerischen Werk mit Fragen der kollektiven und persönlichen Erinnerung auseinandergesetzt. So bezog sie sich 2001 mit der Multimedia-Installation "Recall Katzenstein" in der Kunsthalle Bielefeld auf die Vertreibung der Bielefelder jüdischen Familie Katzenstein durch die Nationalsozialisten. 2007 zeigte sie in der alten Synagoge des Kunstvereins Oerlinghausen die Installation "Ich baue ein Haus auf dem Atlantik", die in eindringlich poetischer Bildsprache auf die Problematik der Bootsflüchtlinge verwies.
Meyers Arbeiten, in denen fotografische Techniken, Video und verschiedene Materialien zu Installationen verbunden werden, wurden unter anderem in Ausstellungen wie die Große Kunstausstellung NRW im museum kunst palast in Düsseldorf, im MARTa Herford, in der Artbreak Gallery New York und im Glaspavillon an der Berliner Volksbühne gezeigt. 2004 war sie mit einer Installation an der Ausstellung "Zeit im Blick" im Felix-Nussbaum-Haus beteiligt.
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