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Im Angesicht. Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum

Mit der gemeinsamen Präsentation von Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum werden in der aktuellen Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück zwei bedeutende künstlerische Positionen der ersten Jahrzehnte des  20. Jahrhunderts gegenübergestellt. Beide Werke können dabei nicht losgelöst von den Biografien betrachtet werden. Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum wurden als „krank“ bzw. „jüdisch“ stigmatisiert, als „unwertes Leben“ verfolgt, eingesperrt und letztlich Opfer der Rassehygiene-Ideologie des NS-Staatsterrors.

Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940) wurde in der Kunstgewerbeschule in Dresden unterrichtet und bewegte sich dort in den gleichen Kreisen wie Otto Dix, Otto Griebel und Conrad Felixmüller. 1925 folgte sie ihrem Mann nach Hamburg. Durch private Umstände in seelische Not geraten, waren Aufenthalte in der Psychiatrie die Folge. 1940 wurde sie im Rahmen des sogenannten Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten ermordet.

Lohse-Wächtler hielt Menschen am Rand der Gesellschaft in ihren Bildern fest. Sie tauchte in das Hamburger Rotlichtmilieu ein, malte sich selbst bereits 1930 mit nacktem Oberkörper, als Selbstakt in Beisein eines Partners, stellte sich Zigarette und Pfeife rauchend dar – alles bis dahin traditionell männlich besetzte Themen. Die Porträts, die sie während ihrer beiden Aufenthalte in einer psychiatrischen Klinik von Mitpatientinnen und -patienten und vom Klinikpersonal zeichnete, sind einfühlsam und vorurteilsfrei. Statt zu typisieren, sah sie die Menschen in ihrer Einzigartigkeit. Ihr eindrucksvolles Werk wird seit Ende der 1990er Jahren verstärkt wiederentdeckt. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Publikationen, Ausstellungen sowie in Sammlungen großer Museen vertreten.

Auch Felix Nussbaum (1904-1944) hat die Ereignisse der Zeit als Teil seiner eigenen Situation reflektiert, in die er als Jude durch die rassistische Ideologie des nationalsozialistischen Deutschlands hineingedrängt wurde. Er hat als Betroffener den Holocaust der Juden in Europa künstlerisch dokumentiert. Für ihn wurde in seiner beklemmenden, aussichtslosen Situation die Malerei zur einer Art Widerstand. Sie bewahrte seine menschliche Würde und gab ihm lange Zeit die Kraft zum Überleben.

Nussbaum und Lohse-Wächtler waren jedoch nicht hilflos, nicht ausschließlich Opfer. Sie waren aktive Gestalter und haben bedeutende Beiträge zur Kunst des 20. Jahrhunderts geleistet. Als aufmerksame Beobachtende ihrer Zeit wiesen sie auf die gesellschaftspolitischen Missstände und die daraus für sie persönlich resultierenden Zustände hin. Sie setzten sich mit wirtschaftlicher Not, Angst, der Unsicherheit ihrer Generation und der eigenen Rolle als Kunstschaffende auseinander.

Die Themen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Flucht, Verlust der Heimat, Exil und Unterdrückung, die Nussbaum und Lohse-Wächtler aus ihrer persönlichen Lebenswelt heraus bearbeitet haben, sind aktueller denn je. Ihre Werke in Zusammenklang mit der Architektur des Felix-Nussbaum-Hauses von Daniel Libeskind verdeutlichen dies eindrücklich.

Für die Ausstellung werden rund 45 Leihgaben von Lohse-Wächtler aus Privatbesitz (u.a. von Mitgliedern des Förderkreises Elfriede Lohse-Wächtler e.V., Hamburg), aus dem Frankfurter Städel Museum, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig, der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg in die bestehende Präsentation von Werken Felix Nussbaums integriert. Von Nussbaum werden einzelne, länger nicht gezeigte Arbeiten aus dem Depot geholt.

PROGRAMM

Donnerstag, 16. Juni 2022, 19 Uhr
„Treppe ins Ungewisse“ – Ein Theaterstück über Euthanasie in der NS-Zeit
Eintritt 8 €, ermäßigt 5 €
Zahllose Menschen – darunter auch die Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler – wurden aussortiert, ausgegrenzt, sterilisiert und ermordet. Sie passten nicht in das Bild der idealen Rasse der Nationalsozialisten, weil sie Menschen mit Beeinträchtigung, homosexuell, politisch unbequem oder einfach nur im Weg waren. In dem Theaterstück Treppe ins Ungewisse zeichnet das theater odos aus Münster auf Grundlage von Zeitzeugenberichten und Gerichtsprozessen die Leiden dieser Menschen nach und stellt sich der Frage: Wie war diese Grausamkeit möglich? Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Drama Geschichte – Theater im Museumsquartier.

Sonntag, 28. August 2022, 11:30 Uhr Künstlerinnen im Fokus
Kurzvortrag und Führung mit der Kuratorin Dr. Maren Koormann
Eintritt frei
Dieses Jahr rücken gleich drei Ausstellungen im Museumsquartier das Schaffen von Künstlerinnen in den Fokus. Neben der aktuellen künstlerischen Position von Mounira al Solh sind ab dem 26. Juni Arbeiten von Elfriede Lohse-Wächtler (1899–1940) im Felix-Nussbaum-Haus zu sehen. Ab August zeigen wir unter anderem Werke von Felka Platek (1899–1944), Hannah Höch (1889–1978) und Emy Roeder (1890–1971) aus der Sammlung Schlenke im Oberlichtsaal des Kulturgeschichtlichen Museums. Erfahren Sie mehr über das Leben und Wirken dieser mutigen Frauen in wechselvollen Zeiten. Nach einem Kurzvortrag und einer Führung durch die Ausstellung laden wir Sie zu einem Austausch mit der Kuratorin bei einem Getränk ein.

Donnerstag, 1. September 2022, 16–17:30 Uhr
Euthanasie in Osnabrück
Stadtrundgang

Kosten: 2 €
Dieser Rundgang entlang der Stolpersteine im Bereich der Innenstadt, die für Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde verlegt wurden, erinnert an die erschreckend große Gruppe Osnabrücker Opfer. Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt.
Anmeldung unter: Tel. 0541/323-2237 und willkommen-mq4@osnabrueck.de Treffpunkt: Museumskasse

Samstag, 10. September 2022, 14–17 Uhr
Die Farben der Heimat
Workshop
Kosten: 5 € zzgl. Eintritt
Elfriede Lohse-Wächtler schuf ebenso wie Felix Nussbaum etliche Stadtansichten, die meisten in der Aquarell-Technik. Wir suchen wie sie heimatliche Motive und führen die Skizzen dann als Aquarelle aus. Dieser Kurs ist auch für Anfänger:innen geeignet. Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt.
Anmeldung unter: Tel. 0541/323-2237 und willkommen-mq4@osnabrueck.de Treffpunkt: Museumskasse

Donnerstag, 15. September 2022, 18:30 Uhr
Die Wahrnehmung Elfriede Lohse-Wächtlers als Künstlerin und Opfer
Vortrag von PD Dr. Thomas Röske, Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Eintritt frei
Seit das Werk Lohse-Wächtlers in den 1990er Jahren wiederentdeckt wurde, ist die Aufmerksamkeit für ihr Leben und Werk stetig gestiegen. Dabei werden bis heute ihre Wertschätzung als eigensinnige Künstlerin der Weimarer Republik und ihre Wahrnehmung als Opfer nationalsozialistischer Medizin immer wieder verknüpft.

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