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5. Eine schwedische Familiengeschichte aus Osnabrück

Heiratsurkunde 1889

Osnabrück am 30. März 1889: Vor dem Standesbeamten Oppermann erscheinen der Arbeiter Johann Hansson und Lena Marie Abrahamsdotter (Nylygget/Schweden 1850 bis 1927 Osnabrück), um sich das Eheversprechen zu geben. Eine kartonierte Heiratsbescheinigung aus der Osnabrücker Druckerei A. Liesecke zeugt von diesem alltäglichen Ereignis. Doch das kleine "Büchelchen", wie das amtliche Dokument im Kleingedruckten genannt wird, birgt mehr als das Offensichtliche. Den entscheidenden Hinweis geben dabei die ungewöhnlichen Familiennamen der Eheleute, die für das Osnabrück der 1880er Jahre sicherlich nicht ganz alltäglich gewesen sein dürften.

Johann Hansson, 1837 im schwedischen "Romarchylte" geboren, war der Sohn des schwedischen Soldaten Hans Astedt und der Kerstin Jonsdotter. Ganz der schwedischen Tradition entsprechend erhielt er den Nachnamen Hansson, der ihn als Hans’ Sohn zu erkennen gibt. In den frühen 1870er Jahren war Johann vermutlich auf der Suche nach Arbeit aus Schweden nach Deutschland gekommen. Am 6. November 1874 heiratete er in Blasheim bei Lübbecke seine erste Ehefrau Luise Sophie Charlotte, geborene Klefmann (Lübbecke 1852 bis 1888 Osnabrück). Lange hielt es die beiden dort nicht, denn sie zogen bald nach Osnabrück, wo die gemeinsame Tochter Charlotte Sofie Auguste am 4. Juli 1877 zur Welt kam. Es ist zu vermuten, dass die Arbeitsmöglichkeiten in der wachsenden Industriestadt besser waren. Bekannt ist, dass die Hanssons ab 1878 in der Querstraße 7 wohnten. Mutter Hansson verstarb am 10. September 1888 im Alter von 36 Jahren.

Im März 1889 heiratete der Witwer Johann Hansson, wie eingangs geschildert, seine zweite Frau Lena Marie. Der gemeinsame Sohn August (Osnabrück 1891 – 1918 Osnabrück) kam am 15. August 1891 zur Welt. Lena Marie stammte wie Johann aus Schweden. Sie werden sich in Osnabrück kennengelernt haben. Möglicherweise ist dies ein Hinweis darauf, dass in der Stadt bereits eine kleine schwedische Gemeinde existierte. Ungewöhnlich wäre dies nicht, denn häufig sprach es sich unter Verwandten und Bekannten herum, wenn jemand, der ausgewandert war, im Ausland Arbeit fand. So wurden weitere Personen aus der Ursprungsregion animiert, es jenen gleichzutun und ebenfalls auszuwandern, wenn die eigenen Lebensbedingungen schlechter waren.

Die Geschichte des Johann Hansson und seiner Angehörigen zeigt, dass es im 19. Jahrhundert neben der Auswanderung nach Amerika und der regionalen Wanderungsbewegung von Arbeitern, die vom Land in die Städte zogen, noch weitere Migrationsbewegungen gegeben haben muss. Menschen kamen aus dem Ausland, wie hier aus Schweden, auf der Suche nach Arbeit in deutsche Städte. Häufig wird es sich dabei, wie auch in diesem Fall, um ungelernte Arbeiter gehandelt haben, denen sich in den entstehenden Industriezentren gute Chancen für ein gutes Auskommen boten. Dabei ging es offensichtlich auch nicht nur um eine vorübergehende Arbeitswanderung, wenn die Arbeiter Familien gründeten und "Wurzeln schlugen".

Dass dies bei Familie Hansson der Fall war, zeigt eine zweite Heiratsbescheinigung. Die Familiengeschichte der Hanssons setzt sich auch in der zweiten Generation in Osnabrück fort. Charlotte Sofie Auguste Hansson (Osnabrück 1877 bis 1959 Osnabrück), die Tochter aus Hanssons erster Ehe mit Luise Sophie Charlotte Klefmann, heiratete am 5. November 1898 in Osnabrück den Arbeiter Karl Friedrich August Klanke (Brockum 1867 bis 1948 Osnabrück). Gemeinsam hatten sie drei Kinder, die alle in Osnabrück geboren wurden (1900 Johanna Maria Wilhelmine, 1902 Carl Johannes und 1904 Wilhelmine Sofie). Charlotte Klanke, geborene Hansson, starb im September 1959 in Osnabrück. Die Frau mit schwedischen Wurzeln verbrachte ihr gesamtes Leben in der Stadt an der Hase – sie war eine "echte Osnabrückerin".

Die beiden Heiratsbescheinigungen erzählen mithin die Geschichte schwedischer Einwanderer, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Osnabrück eine dauerhafte neue Heimat für sich und ihre Nachkommen fanden. Wenn die heute in Osnabrück lebenden Familien Hansen, Hanson oder Klanke in ihrer Familiengeschichte stöbern würden, stießen sie vielleicht auf schwedische Vorfahren mit Namen Johann, Charlotte Sofie Auguste oder Lena Marie; wer weiß?!


Steckbrief

Titel: Heiratsbescheinigungen Standesamt Osnabrück
KünstlerIn/HerstellerIn: Buchdruckerei A. Liesecke
Material/Technik: Karton, Papier, Tinte, Stempel, handschriftlich geführt (je 4 Seiten)
Herstellungsort: Osnabrück
Datierung: 1889/1898 Maße: 21 x 13,05 cm
Bemerkungen: "Die Rubriken dieses Büchelchens durfen nur durch den betr. Beamten ausgefüllt und vollzogen werden. Bei Geburts- und Todesanzeigen ist das Büchelchen stets mitzubringen und die auf der nachstehenden vierten Seite angegebenen Vorschriften zu beachten." (Hervorhebungen im Original)
Aufbewahrungsort: Osnabrück, Kulturgeschichtliches Museum, A 5417 a, A5417 b

Wegen Umbau geöffnet

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